SOS - Streit im Urlaub! Warum streiten wir uns im Urlaub? Wie können wir Streit vermeiden?

Im Alltag sehen sich Paare nur wenige Stunden am Tag. Es fehlen zeitliche Ressourcen und auch die nötige Energie, die eigene Beziehung zu reflektieren. Müde von einem stressigen Arbeitstag ist man nicht mehr bereit, sich mit Beziehungsthemen herumzuschlagen, und schleppt diese unbewusst mit. Im Urlaub poppen diese Themen oftmals auf und führen unweigerlich zu Streit, weil sich einiges angestaut hat. 

Auch durch zu viel Nähe können Probleme entstehen. Die meisten Paare sind es nicht gewohnt, 24 Stunden aneinanderzukleben. Hier empfehle ich sich ehrlich darüber auszutauschen, wie viel „ME-Time“ jeder für sich benötigt, um den Urlaub auch richtig genießen zu können.

Ein weiterer Punkt wäre die mangelnde Kommunikation zwischen den Paaren. Der unzureichende Austausch über Vorstellungen, Hoffnungen und Wünsche endet in Missverständnissen - die Folgen sind Enttäuschungen, Frust und Streit.

Hohe Erwartungen schaffen Probleme - weniger Erwartungen mehr Freude

Das ganze Jahr über wird auf wenige Wochen Ferienzeit hingearbeitet. Es ist nur zu verständlich, dass dann alles möglichst perfekt ablaufen soll. Die perfekte Anreise, das richtige Wetter, die passende Unterkunft, die besten Restaurants und natürlich nicht zuletzt die Stimmung des Partners / der Partnerin sowie jede Menge Sex und Harmonie.

Schon beim Aufzählen dieser Punkte wird klar, dass es so nicht funktionieren kann. Umso weniger Erwartungen Sie haben, desto weniger Streit werden Sie im Urlaub erleben und desto mehr Freude werden Sie im Urlaub empfinden.

Welche Strategien ich gegen Frust unter Palmen empfehle

  • Offene Kommunikation: Sprecht vor der Reise über eure Erwartungen und Wünsche. Klärt, was jeder von euch sich erhofft und wie ihr euch den Urlaub vorstellt.
  • Kompromisse eingehen: Versucht, eine Balance zu finden und Kompromisse einzugehen, wenn es um die Aktivitäten oder die Gestaltung des Tages geht. Abwechselnde Tage, an denen jeder seine Vorlieben einbringen kann, könnten helfen.
  • Flexibilität: Seid flexibel und offen für Änderungen im Reiseplan. Manchmal ergeben sich unerwartet tolle Möglichkeiten, wenn man sich dem Fluss des Urlaubs hingibt.
  • Respektvoller Umgang: Wenn ein Konflikt auftritt, versucht ruhig und respektvoll miteinander zu sprechen, anstatt in einen hitzigen Streit zu geraten.
  • Zeit für sich selbst: Nehmt euch auch Zeit für euch selbst, um persönliche Bedürfnisse zu erfüllen und Stress abzubauen.
  • Gemeinsame Interessen finden: Sucht nach gemeinsamen Interessen oder Aktivitäten, die allen Reisepartnern Spaß machen, um die Verbundenheit zu stärken.
  • Den größeren Rahmen sehen: Erinnert euch daran, dass ein Streit im Urlaub nicht das Ende der Welt ist und dass es auch viele positive Erlebnisse geben wird.

Miteinander kommunizieren und sich gern auch mal entschuldigen. 

Sprechen Sie Dinge an, die Ihnen nicht passen, anstatt diese anzustauen, bis Sie explodieren. Sollte es passieren, dass abwertende Worte gefallen sind, seien Sie sich nicht zu gut, um sich zu entschuldigen. Was folgen sollte, ist Vergebung und Versöhnung. Diese gelingt am besten, wenn Sie die Vergangenheit ruhen lassen und den Fokus auf die Zukunft richten (in diesem Fall auf Ihren wohlverdienten Urlaub).

Unterschätzen Sie die Macht des Körperkontakts nicht. Dabei muss es nicht immer gleich der Versöhnungssex sein. Auch Händchen halten oder eine Umarmung sind bereits ausreichend, sodass Botenstoffe wie das Bindungs- und Kuschelhormon Oxytocin und das Glückshormon Dopamin und Serotonin ausgeschüttet werden können.

Ist der erste gemeinsame Urlaub eine Herausforderung?

Kann sein, muss es aber nicht, wenn Sie sich bereits im Voraus ausreichend über Ihre Vorstellungen und Wünsche austauschen. Reflektieren Sie gemeinsam, welche Punkte zum Thema werden könnten. Banalste Dinge wie das „Schnarchen“ eines Partners könnte zu großer Disharmonie führen, wenn der andere Part im wohlverdienten Urlaub keinen Schlaf finden kann. 

Hätte man das vorher besprochen, wäre es keine unangenehme Überraschung, und man hätte für Ohropax sorgen können. Fazit: Tauschen Sie sich vor dem Urlaub ausreichend aus, um hinterher keine negativen Aufregungen und Ärgernisse zu erleben. Und selbstverständlich gilt auch hier: Haben Sie keine Erwartungen!

Was tun, wenn man Unterschiedliches unternehmen will? Der/die eine möchte ans Meer, der/die andere in die Berge. Der/die eine relaxen, der/die andere aktiv sein:

Sind die Geschmäcker verschieden, heißt es Kompromisse finden. Diese können sein: in diesem Urlaub werden die einen und im nächsten Urlaub die anderen Bedürfnisse erfüllt. Oder man wählt eine Destination, Lage und Unterkunft, wo alle Bedürfnisse vereint werden können. So kann der Mann beispielsweise seinen Berglauf bestreiten, während die Frau am Pool relaxt, später treffen sich beide und man freut sich auf den bevorstehenden Abend und hat sich viel zu erzählen. Ein Kompromiss könnte lauten: Wir verbringen abwechselnd einen Tag am Strand und einen mit Aktivitäten.

Eine andere Möglichkeit wäre, sich bereits im Vorfeld darauf zu einigen, dass jeder /jede machen darf, worauf er/sie Lust hat. Beide sozusagen uneingeschränkt „ME-Time“ erhalten. Lassen Sie Ihre Kreativität walten. So steht einem reibungslosen Urlaub ohne Streit trotz unterschiedlicher Interessen nichts mehr im Wege. Man könnte auch den Tag teilen. Vormittags geht man zu Shoppen, nachmittags zum Sport oder Sightseeing. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten sich zu arrangieren - wichtig ist nur offen über die einzelnen Bedürfnisse zu kommunizieren.

Tipps für den Familienurlaub ohne Stress & Spannungen

Rechtzeitig eine Packliste erstellen, damit wirklich alles im Gepäck landet und Sie hinterher keinen Stress haben, wenn etwas Wichtiges fehlt.

Die Kinder bereits bei der Urlaubsplanung mit einbeziehen. Fragen Sie Ihre Kids, worauf sie Lust haben. Das Meer oder die Berge – Ruhe oder Action – wenn Aktivitäten, welche genau?

Umso mehr Sie über die Wünsche und Interessen Ihrer Liebsten in Erfahrung bringen können, desto mehr Output wird es für die ganze Familie geben. Denn nur wenn Ihre Kinder Spaß haben, werden auch Sie Ihren Urlaub in vollen Zügen genießen können. 

Ein wertvoller Nebeneffekt bei der Miteinbeziehung Ihrer Kids ist: Sie lernen Ihren Nachwuchs besser kennen und Ihre Lieblinge fühlen sich dadurch abgeholt, wertgeschätzt und auf Augenhöhe behandelt. 

Mit Kindern passiert oftmals Unvorhersehbares. Ein gebrochenes Bein oder der Ausbruch einer Kinderkrankheit. Kalkulieren Sie das mit ein. Das ist zwar kein Trost, aber Sie waren wenigstens geistig darauf vorbereitet und können entspannter mit der Situation umgehen.

Konflikte im Urlaub klären, ja oder nein

Sollte man Konflikte im Urlaub klären?

Ich rate davon ab, Konflikte im Urlaub zu klären. Eskaliert es, haben Sie nicht die gleichen Rückzugsmöglichkeiten wie zuhause.

Alte Konflikte sollten bereits vor dem Urlaub ausgeräumt werden. Dazu sollte das Paar genügend Zeit einplanen – in sehr verstrickten Fällen auch die Unterstützung einer Beratung in Anspruch nehmen. 

Achtung vor der Hoffnung, der Urlaub sei ein Beziehungsretter. Wer es nicht schafft, seine Konflikte im Vorfeld zu bereinigen läuft große Gefahr enttäuscht zu werden.

Wurden Konflikte bereits im Vorfeld geklärt, ist der Urlaub eine gute Gelegenheit, sich neu kennen zu lernen, sich neu zu verlieben, miteinander zu flirten und neue Seiten aneinander zu entdecken. Schöne gemeinsame Erlebnisse helfen dem Paar wieder zueinander zu finden und die längst verlorene Verbundenheit zu spüren. Dann ist der Weg zur Intimität auch nicht mehr weit.

Worauf Sie besonders achten sollten, wenn Sie Streit im Urlaub vermeiden möchten:

  • Lassen Sie dem/der anderen genügend Freiraum: Man muss nicht alles gemeinsam machen. Zuviel Zweisamkeit kann erdrücken.
  • Sein Sie offen für Neues: Lassen Sie sich vom Partner/von der Partnerin und der Umgebung inspirieren - probieren Sie Neues gemeinsam aus - sammeln Sie gemeinsame Erfahrungen und haben Sie viele gute Momente.
  • Lassen Sie die Arbeit zuhause. Bekommen Handy und Laptop mehr Aufmerksamkeit als der Partner/die Partnerin, ist es nicht verwunderlich, wenn die Stimmung kippt.

 

  • Zwingen Sie den Partner/die Partnerin zu keinen Aktivitäten  - letztendlich darf jeder für sich selbst entscheiden, was er probieren möchten und was nicht.
  • Äußern Sie Ihre Bedürfnisse klar und deutlich. Der Partner/die Partnerin hat keine Glaskugel und kann nicht wissen, worauf Sie im Moment gerade Lust haben.
  • Steigen Sie nach Möglichkeit nicht direkt von der Arbeit in den Zug oder Flieger. Besser 1-2 Tage davor schon in den wohlverdienten Urlaub starten und sich darauf einstimmen.
  • Haben sie niemals Erwartungen!